Ich ziehe nun aus der Scareware-Affäre von GMX und Web.de die Konsequenzen und migriere meine E-Mailadressen. Da meine Hauptadresse (buckaroo@gmx.de) schon seit 1996 exisitiert und auf unzähligen Sites eingetragen ist – von Mailinglisten, Foren, privaten Mailkontakten ganz zu schweigen – ist das ein heftiger Aufwand, dennoch gehe ich den Schritt: Obwohl die unsägliche Kampagne mittlerweile anscheinend eingestellt wurde, bleibt ein übler Nachgeschmack – und mich haben einige Argumente in dieser Google-Plus-Diskussion überzeugt:
Das ist dringend, denn derartig lügnerische Panikpropaganda zeigt einen kopflosen und hohl drehenden Dienstleister, der sich seiner Zukunft nicht sicher ist und bei dem die Gefahr besteht, daß er in Zukunft auch auf andere seltsame Weisen versucht, Dinge unkontrolliert zu monetarisieren. Es ist an der Zeit, meine Familie zu schützen und deren Daten in Sicherheit zu bringen.
(Kris)
Was wir hier sehen ist erst der Anfang einer Kakaphonie von Gegenmaßnahmen, mit denen man ein sinkendes Geschäftsmodell retten will. Man will Aufmerksamkeit erzwingen. Die Methoden werden noch ganz andere Formen annehmen, über so etwas wie hier beschrieben werden wir in ein paar Jahren nur noch lachen können :-(.
(Martin)
Das ist toxisch, die Jungs sind jetzt giftig, und es besteht die reale Gefahr, daß die in ihrer Panik noch viel schlimmere und noch weniger vertrauenswürdige Dinge mit Dir und Deinen Daten machen.
(Kris)
Schweren Herzens und stöhnend ob der Arbeit habe ich nun mit der Migration begonnen. Da ich einen eigenen Mailserver betreibe, ist die Sache etwas einfacher. Die einzelnen Schritte:
1. Umleitungen anpassen
buckaroo@gmx.de leitet nun um auf eine „+“-Adresse auf meinem Mailserver (vorher auf eine Adresse ohne +) – sowas wie bla+gmx@invalid (vorher bla@invalid, was für den Mailserver das gleiche ist). Analog web.de. Dadurch kann ich später leichter sehen (und filtern), welche E-Mails an die Adresse noch geschickt werden.
2. Die Ochstentour: Accounts ändern
Wie schon geschrieben sind die Adressen auf allen Möglichen Accounts registriert. Hilft alles nichts – die Accounts werden geändert zu anderen Plus-Adressen (z.B. bla+amazon@invalid). Dadurch kann ich im Zweifelsfall sehen, wer eine Mailadresse weitergegeben hat wenn mal wieder Spam kommt – und dann anhand des Suffix (hinter dem +) filtern oder direkt ablehnen.
3. Filterregeln anpassen
Wenn alle Mailinglisten/Accounts/Foren umgestellt sind, dann werden Mails an die entsprechenden Adressen (erkennbar an dem Suffix +gmx oder +web.de) nach Spamfilterung automatisch in einen separaten Mailfolder sortiert, so dass ich feststellen kann, ob ich noch Accounts vergessen habe.
Nach einer gewissen Karenzzeit dann:
4. Autoresponder einrichten
Die Weiterleitung der E-Mailadressen entfernen und stattdessen Autoresponder einrichten, dass die Mailadresse inaktiv ist. Ab hier ist die Gefahr durch weitere Durchdrehaktionen von GMX & co gebannt. Dann nach ca. 6 Monaten:
5. Accounts bei GMX und Web.de löschen lassen
Das war es dann.
Bleibt nur noch ein gewisses Problem/Risiko: Wenn alle Mails auf meinem Mailserver aufschlagen, habe ich bei Ausfall dessen ein potentielles Problem. Lässt sich nicht wirklich vermeiden, nur abschwächen – ich habe aus dem Grunde noch „Offshore“-Mailaccounts unter gmail.com, die aktuell reine Weiterleitungsadressen sind, die sich im Notfall aber schnell umstellen lassen.
Fazit
Ich kann mit meiner Zeit besseres anfangen als ein solchen Migrationsmarathon durchzuziehen – aber wer weiss, auf was United Internet (GMX, Web.de, 1&1) in naher Zukunft noch kommt. Und mich lieber jetzt relativ entspannt aus deren Geiselhaft befreien als abzuwarten, bis es evtl. zu spät ist.
2 Replys to “Auf Wiedersehen, gmx und web.de”