Im Zuge meiner ersten größeren Reise seit langem habe ich mir Businessclass gegönnt 🙂 Dazu gab es folgende Überlegungen vorher:
- Ich bin 1.96m groß. In der Economyclass sitze ich in der Regel sehr unbequem – wenn möglich versuche ich immer einen Platz am Notausgang wegen der Beinfreiheit zu bekommen. Aber auch am Notausgang hat mir die Idee, insgesamt ca 22 Stunden (reine Flugzeit, aufgeteilt auf 2/12/8 Stunden) in der Economy zu sitzen nicht sonderlich gut gefallen 😮
- Der Zeitunterschied an der Ostküste Australien (wo ich war) ist 9-10h (je nachdem, wo man ist). Da mir unklar war, wie ich auf den Jetlag reagiere, wollte ich den Jetlag durch entspanntes Reisen und Schlafen an Bord (was beides in der Economy eher schwierig ist) abmildern.
- Bei einer so langen Reise ist es bei Zwischenstopps ganz angenehm, sich frisch zu machen (Rasieren/Duschen) und auch hier zu entspannen – sprich: Flughafenlounges.
Die Entscheidung habe ich nicht bereut 🙂
Als ich mich also für Businessclass entschieden habe, habe ich erst ein mal länger recherchiert, Preise verglichen, Testberichte über die Fluggesellschaften bzw. den Sitzen gelesen und dann entschieden – meine Wahl fiel auf Cathay Pacific: Cathay Pacific bietet so ziemlich den besten Businessclass-Sitz an, lag preislich im Mittelfeld und gehört zu Hongkong – was es ethisch nicht so bedenklich macht wie z.B. Qatar Airways (die günstiger gewesen wären. Aber ich möchte Staaten wie Qatar nicht unterstützen).
Als zusätzliche Benefits (neben dem Sitz und den Loungezugängen) gab es noch
- Kostenlosen Flughafentransfer von/zu Berlin Tegel. Das habe ich erst recht spät erfahren, und natürlich dann in Anspruch genommen 🙂 Hin wurde ich mit einer S-Klasse gebracht, zurück „nur” von mit einem VW Phaeton 🙂
- Zusätzliches Freigepäck (30kg statt 20kg), was auch nützlich war – 28kg hatte ich im Endeffekt dabei gehabt
- Zwei (mit bestimmten Einschränkungen) Stück Handgepäck – auch recht praktisch, so musste ich die Kamera mit Tasche nicht immer in die Handgepäcktasche packen.
- Fast Track bei Sicherheitskontrollen, als erstes Einsteigen im Flugzeug, Business Checkin-Schalter, usw.
- Gepäck wurde als erstes ausgeladen
Die Reise
Tegel – Heathrow

Abgeholt wurde ich von dem Limousinenservice, danach bei British Airways – der Zubringerflug nach London wurde von BA abgewickelt – eingecheckt, Gepäck aufgegeben – und ein bisschen in der BA Lounge in Tegel verbracht, Sicherheitskontrollen, soweit das übliche.
Des Sitz in der Businessclass bei BA (wie mittlerweile wohl auch auf den meisten anderen Fluglinien) in der Kurzstrecke unterscheidet sich nicht im geringsten von denen in der Economy – eng und unbequem. Der einzige Unterschied – der mittlere Sitz pro Sitzreihe bleibt leer, auf dem Sitz befindet sich eine zusätzliche Ablage. Oh, und das Essen ist besser. Aber sonst? Nicht wirklich notwendig (außer man legt auch auf so kurzen Strecken Wert auf Lounges & co).
Heathrow – Hongkong

Ab hier kamen die Privilegien der Businessclass voll zum Einsatz. Ich das Terminal wechseln – von Terminal 5 auf Terminal 3, und hier zeigte sich dann der Vorteil von Fast Track: Während bei der Sicherheitskontrolle sich immer längere Schlangen für Economyreisenden bildeten, ging ich recht entspannt an der langen Schlange vorbei 🙂 (Wenn man mal von einer sehr eigenartigen Dame vom Sicherheitspersonal absah, die ungelogen in ihrem Ton und Benehmen an einen Drill Sergeant/Gefängniswärter erinnerte: In der Art „Zuhören! Jeder nimmt sich ein Schale!“ – wobei sie noch Unsicherheiten/Fehler der Fluggäste sarkastisch kommentiere. Anscheinend fiel das auch dem restlichen Personal auf und sie wurde abgelöst).
Durch den Fast Track hatte ich auch ordentlich Zeit, die ich in der American Airlines Lounge verbrachte, wo ich – passend zu Thanksgiving – mir einen Truthahnburger zusammenbauen konnte.
Am Abfluggate wurden die Passagiere in verschiedene Schlangen eingeteilt – Business (First gab es nur auf dem letzten Flug von Hongkong nach Heathrow), Premium Economy und Economy. In der Reihenfolge durften wir dann auch einsteigen, Business als erstes.
Der Sitz
Das eigentliche Feature, warum ich Business primär gebucht habe: Der Sitz lässt sich auf verschiedene Arten verändern, in der Grundkonfiguration (Start/Landung) ist es ein „normaler” Sessel, mit massiver Beinfreiheit (siehe Foto), man kann in wie einen Fernsehsessel einstellen, so dass die Beine hochliegen, und last but not least auch in ein komplett Flaches Bett von 2,08 Länge verwandeln. Jeder Sitz – auch die im Mitte der Kabine – hat direkten Zugang zum Gang (man muss also – wenn man auf Toilette will, nicht an jemand vorbei), die Fächer für Handgepäck, die man sich in Economy mit mehreren Leuten teilen muss, sind jeweils für einen einzigen Platz da. Links (oder rechts, je nach Flugzeugseite) ist ein fester Tisch um Zeug abzulegen – ich hatte hier das Nexus liegen um den Flüge zu tracken -, es gibt noch diverse Ablage- und Verstaumöglichkeiten und einen ausklappbaren Tisch für das Essen. Geradezu verschwenderisch viel Stau- und Platzbedarf 🙂 Ein ausklappbarer Bildschirm mit Controller (der auch gleichzeitig als Satellitentelefon fungiert – was ich auch just vor fun mal ausprobiert habe, klingt selstsam die Verbindung) sowie recht gute Kopfhörer runden das Bild ab.
Der Service
Vor dem Abflug – wir hatten ja noch Zeit, weil Business als erstes einstieg – gab es ein Glas Champagner (oder O-Saft, oder was auch immer) und Nüsse. Es wurden heiße, feuchte Waschlappen zum Frischmachen gereicht (sowohl vor dem Abflug als auch nach dem Essen), und generell war die Crew sehr aufmerksam, freundlich und hilfsbereit.
Das Essen
Pro Mahlzeit (Dinner/Frühstück) wurden mehrere Gänge serviert, pro Gang hatte man noch mehrere Auswahlmöglichkeiten, die Menükarte enthielt diverse Weine – neben den üblichen Softdrinks. Es gab eine Tischdecke, das Essen wurde mit richtigem Besteck und Tellern (statt Plastik, wie in Economy) serviert. Das Essen war nicht spektakulär, aber für Flugzeugessen schon wirklich ordentlich – ich habe in Restaurants am Boden schon schlechter gegessen 🙂 Jeder bekam auch ein kleines Reiseset u.A. mit Antirutsch-Socken, Zahnpaste, Handcreme, usw.
Der Schlaf
Später dann wurde die Kabine verdunkelt – und ich habe mich dann auch langsam zum Schlafen hingelegt: Sitz horizontal ausgerichtet, Kopfkissen und Decke genommen, Sicherheitsgurt locker über der Decke festgemacht, fertig. Generell: Es schläft sich natürlich nicht so gut wie in einem Hotel (geschweige denn wie zuhause), es ist dennoch ein enormer Unterschied zu Economy. Am ehesten ist das (auch wegen den Geräuschen und Bewegungen) mit einem Schlafwagen oder einer Koje auf eine Fähre zu vergleichen. Ging eigentlich recht gut, wenn ich auch auf allen Flügen pro Flug nie mehr als 4 Stunden oder so geschlafen habe.
Hongkong – Brisbane
In Hongkong hatte ich ein paar Stunden Aufenthalt, bin aber aus Gründen, die ich in einem anderen Blogpost schildere, recht früh zurück zum Flughafen gefahren und dort ab in die Lounge„The Wing”. Wiederum zeigten sich hier die Vorteile von Business: Ich konnte mich duschen und rasieren (Rasierzeug und andere Pflegemittel gab es kostenlos in der Lounge). Hier war auch die beste Dusche, die ich jemals gesehen habe – eine Regenschauerdusche, dessen „Duschkopf” in der Decke unsichtbar integriert war, war das ein angenehmes Duscherlebnis 🙂
Das Flugerlebnis war dann quasi identisch mit dem Flug Heathrow-Hongkong, mit der Ausnahme, dass es eine Zwischenlandung in Cairns gab, wo wir das Flugzeug temporär verlassen und durch eine Sicherheitskontrolle mussten – zum ersten Mal hier australischen Boden betreten. Nach ca. einer Stunde konnten wir dann wieder an Bord und nach einem kurzen Flug (2 Stunden, oder so), wo es wieder was zu essen gab, hatte ich dann den Endpunkt Brisbane erreicht.
Die Rückreise: Brisbane – Hongkong, Hongkong – Heathrow, Heathrow – Tegel
Hat sich von der Hinreise nicht wirklich unterschieden – gleicher, guter Service, schöne Lounges, angenehmer Flüge, in Tegel wurde ich dann am Gate abgeholt und nach Hause gebracht 🙂
Die Kosten
Was kostet so eine Reise in der Businessclass? Antwort: 4310,06 €. Das ist natürlich eine Hausnummer (andere kaufen sich dafür ein Auto), ist ungefähr drei Mal teurer als Economy, aber das relativiert sich auch, wenn man bedenkt, dass man beinahe drei Mal so viel Platz wie in der Economy wegnimmt – von den anderen Benefits wie Lounges, Flughafentransfer und co ganz abgesehen.
Fazit
Lohnt sich Business auf Langstrecke? Ich persönlich finde: Definitiv ja, ganz besonders bei einer so langen Reise. Alle Komponenten – vom Flughafentransfer über Fast Track, Lounges, Sitz, Service an Bord, Priorität beim Gepäck, usw – haben ein sehr entspanntes, und harmonisches Reiseerlebnis ergeben. Durch die ganzen Annehmlichkeiten und Aufmerksamkeiten hat sich das ganze nicht wie über 30 Stunden Reisedauer angefühlt, sondern eher wie eine Kurzreise – ich kam völlig entspannt sowohl in Australien als auch wieder in Berlin an, etwas müde, weil ich nie die vollen Stunden an Bord geschlafen haben, aber sonst? Kein Problem.
Achja – zum Thema Jetlag: Ich habe in beide Richtungen praktisch nichts feststellen können – wenn man von Müdigkeit wegen zu wenig Schlaf absieht.
Oh, und hier die Tracks der Reise – hin und zurück.
Hinreise
Rückreise
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